Checkliste Englische Abschlussarbeit: Master statt Disaster!
Diesen Gastbeitrag habe ich ursprünglich für die Studentenplattform studienscheiss.de geschrieben.
Stop! Check erst diese Liste, bevor du deine englische Abschlussarbeit abgibst
Es ist geschafft. Endlich.
Deine Abschlussarbeit ist soweit fertig – und dazu noch in einer Fremdsprache!
Inhaltlich bist du zufrieden. Die Struktur überzeugt. Und deine neuen besten Freunde heißen Linguee und Leo.
Jetzt wäre eigentlich angesagt, einen Englisch-Muttersprachler deine Arbeit gegenlesen zu lassen. Du kennst keinen, der dir diesen Gefallen tun würde?
Dann tu dir selber einen Gefallen. Gehe folgende Checkliste durch, um die gängigsten Fehler aus deiner Abschlussarbeit zu eliminieren. Ich weiß wovon ich rede. Denn als Englisch-Lektorin habe ich schon viele Bachelor-, Master- und auch weniger masterliche Arbeiten zu Gesicht bekommen. Ich kenne daher die typischen denglischen Bugs in Abschlussarbeiten.
Checkliste für deine englische Abschlussarbeit
- Nr. 1: Amerikanisches oder britisches Englisch?
- Nr. 2: Groß-/Kleinschreibung in Überschriften
- Nr. 3: Zahlen, Beträge, Prozente und Währungen
- Nr. 4: Das Datum korrekt schreiben
- Nr. 5: Richtige Zeichensetzung
- Nr. 6: Typische Fehler auf einen Blick
Und diese sechs Fehlerquellen schauen wir uns jetzt genauer an.
Nr. 1: Amerikanisches oder britisches Englisch?
Sofern dein Betreuer keine Präferenz geäußert oder dir einen Styleguide vorgegeben hat, kannst du selbst entscheiden. Hauptsache du bleibst konsistent bezüglich deiner Wortwahl (parentheses vs. brackets, inquiry vs. enquiry, lawyer vs. barrister) und Schreibweise (program vs. programme, canceled vs. cancelled, aluminum vs. aluminium).
Die wichtigsten Unterschiede zwischen amerikanischem und britischem Englisch findest du hier.
Du hast gelernt, dass Verben, die auf „ize“ (mit „z“) enden, immer amerikanisches Englisch sind? Das stimmt so nicht ganz. Auch in der britischen Schreibweise geht tatsächlich „organize“ statt „organise“ oder „realize“ statt „realise“. Welche Wörter noch im Britischen mit „ize“ geschrieben werden können, lernst du in diesem kurzen Video.
Wichtig: Vergewissere dich, dass die Rechtsschreibprüfung in Word für die gewählte Sprachvariante eingestellt ist.
Nr. 2: Groß-/Kleinschreibung in Überschriften
Die Groß- und Kleinschreibweise bei Überschriften und Inhaltsangaben ist im Englischen herausfordernd. Im Wesentlichen hast du zwei Optionen:
- Alle „wichtigen“ Wörter groß:
Beispiel: The Effect of E-Commerce on French Retail Companies - Das erste Wort groß und dann weiter, wie es auch sonst üblich ist:
Beispiel: The effect of e-commerce on French retail companies
Die erste Variante ist im angelsächsischen Raum gebräuchlicher – aber auch kniffliger.
Denn neben den auch sonst großgeschriebenen Namen (Menschen, Orte, Organisationen) und Sprachen (Italian, Polish), werden ausnahmsweise auch alle Substantive, Adjektive, Verben, Pronomen und Adverbien mit großem Anfangsbuchstaben versehen.
Kleingeschrieben werden hier lediglich Präpositionen (for, in, on), Artikel (a, an, the) und Konjunktionen (and, because, or).
Zu kompliziert? Dann entscheide dich einfach für die zweite Option – oder, wenn das typografisch für dich in Frage kommt, setze Überschriften komplett in Großbuchstaben um.
Nr. 3: Zahlen, Beträge, Prozente und Währungen
Merke: Im Englischen ist es falsch, bei einer Kommazahl ein Komma zu verwenden. Klingt komisch, ist aber so! Das Komma wird wiederum als Tausendertrennzeichen eingesetzt – da, wo bei uns sonst ein Punkt steht.
- 5.325 Facebook-Follower (deutsch) vs. 5,325 Facebook followers (englisch)
- 2.590,00 EUR (deutsch) vs. 2,590.00 EUR (englisch)
- 2,70 EUR (deutsch) vs. 2.70 EUR (englisch)
- 2,5 % (deutsch) vs. 2.5% (ohne Leerzeichen vorm Prozentzeichen, englisch)
Übrigens: Wer lieber Leerzeichen als Tausendertrennzeichen benutzt, kann dies in beiden Sprachen gleichermaßen tun.
Also, z. B.: 10 000 EUR
Wenn von einem Jahrzehnt die Rede ist, dann bitte ohne Apostroph, also „in the 1960s“ oder „in the 60s“.
Ob man Zahlen ausschreibt oder nicht, hängt wieder vom jeweiligen Styleguide ab. Faustregel: Schreib im Fließtext alle Zahlen bis zwölf aus. Danach benutzt du Ziffern.
Ordnungszahlen (first, second, third) werden in akademischen Arbeiten ausgeschrieben.
Wie kürzt man „number“ ab? Im Englischen schreibt man nicht „Nr.“, sondern „No.“ (von numero).
EUR, EURO, EURo, EURos oder €? Kommt die Währung vor oder nach der Zahl? Hier gibt’s verschiedene Optionen. Wenn du dich nicht an ein Styleguide halten musst, dann entscheidest du. Das einzig Wichtige: Einheitliche Umsetzung bis zur letzten Seite deiner Arbeit.
Nr. 4: Das Datum korrekt schreiben
Ja, auch was die Schreibweise des Datums betrifft, sind wir Amis mal wieder gerne eine Extrawurst. Warum? Because we can! Und zwar so:
Amerikanisches Englisch:
- Monat/Tag/Jahr, z. B.: 05/15/1975
- She was born on May 15, 1975.
Britisches Englisch:
- Tag/Monat/Jahr, z. B.: 15/05/1975
- She was born on 15 May, 1975.
Folgende Möglichkeiten hast du auf Englisch, um die Zahl in einem Datum zu schreiben:
15 May, 15th May, 15th May (aber nicht: 15. May)
Achtung: Nicht 3th oder 5st. Ordnungszahlen schreibt man so:
1st / 1st
2nd / 2nd
3rd / 3rd
4th / 4th
…
Verwirrend ist, dass es gesprochen heißt:
His second novel was published on the 15th of March, 1959. (Britisches Englisch)
Man schreibt das Datum jedoch ohne „the“ und „of“:
His second novel was published on 15 March, 1959. (Britisches Englisch)
Nr. 5: Richtige Zeichensetzung
Um Zeichensetzungsprofi zu werden, braucht man Zeit. Die hast du gerade nicht. Darum hier kurz und bündig die häufigsten Interpunktionsfehler im Englischen:
- Anführungs- und Schlusszeichen werden im Englischen beide oben gesetzt. Wenn du die richtige Sprache in deinem Word-Dokument eingestellt hast, werden die Zeichen entsprechend ausgegeben und sollten wie folgt aussehen:
“Quotation marks both on top and curved like 66 and 99.”
„Deutsche Anführungszeichen, unten und oben, erinnern an eine 99 und eine 66.“ - Ein Apostroph. Achte auf die Form und Krümmung (wie eine 9): Bolton’s research indicates that …
Und achte vor allem darauf, dass die Verwendung nicht in einer sogenannten Catapostrophe endet (mehr Infos zur korrekten Verwendung) - Bindestrich ist nicht gleich Gedankenstrich (weder im Deutschen, noch im Englischen)!
The research-intensive project was never fully funded. (Bindestrich: hyphen)
The survey – conducted in Chicago in 1985 – was extensive. (Gedankenstrich: dash) - Im Gegensatz zum Deutschen darf man im Englischen sogenannte Serial Komma (auch → Oxford Comma genannt), benutzen. Bei einer Aufzählung kann also vor dem letzten „und“ ein Komma stehen.
Beispiel: The respondents were female, Polish, and Greek.
Hier macht das Serial Komma deutlich, dass sich unter den Befragten sowohl Polinnen, als auch Griechinnen befanden. Ohne das Serial Komma könnten die befragten Frauen auch eine doppelte Staatsbürgerschaft haben. Serial Kommas können also praktisch sein, um bei komplexen Aufzählungen Missverständnisse zu vermeiden. - Nicht zu viele Kommas! Während ein deutscher Satz mit „dass“ ein Komma benötigt, steht vor „that“ hingegen selten eins:
Prof. Smith says that her research gives us the definitive answer.
Prof. Smith says her research gives us the definitive answer.
Falsch wäre:
Prof. Smith says, that her research gives us the definitive answer.
Prof. Smith says, her research gives us the definitive answer. - If a Satz begins mit “if”, dann muss ein Komma her. Beispiel: If you look at this graph, you will clearly see that …
Nr. 6: Typische Fehler auf einen Blick
Zum Schluss noch eine Liste von „Lieblingsfehlern“, die mir immer wieder in so manchem Paper begegnen. Moment: Nennt man so eine akademische Blättersammlung eigentlich „paper“ oder „papers“? Hier findest du es heraus:
- Paper oder papers?
Achtung, „papers“ bedeutet Papiere, also von einer Behörde ausgestellte Dokumente (im Sinne von „Dürfte ich mal Ihre Papiere sehen!“). „A paper“ beschreibt hingegen deine Abschlussarbeit oder ein Referat. - Sprachen sowie von Ländernamen abgeleitete Adjektive schreibt man im Englischen groß.
Beispiele:
Her assistant spoke French and Farsi.
The Australian researchers were outstanding. - Affect oder effect?
Sogar Native Speaker verwechseln dies gerne: This affects many people … = (Verb) betreffen
These effects have been linked to … = (Substantiv) Auswirkungen/Effekte/Einflüsse - Self-conscious vs. self-confident
Self-conscious heißt „selbstbewusst“, oder? Falsch! Self-conscious bedeutet genau das Gegenteil, nämlich „unsicher, gehemmt“. Ein selbstbewusster Engländer hingegen ist self-confident. - Its vs. it’s
It's eigentlich ganz einfach: It’s mit Apostroph ist kurz für it is.
Beispiel: It’s obvious that the respondents lied.
It’s ohne Apostroph bedeutet „sein/ihr“ (Possesivpronomen).
Beispiel: The team and its team leader. - There, their oder they’re?
Auch immer wieder gerne verkehrt gemacht:
There = da
Beispiel: Look over there.
Their = ihr (possessiv)
Beispiel: Their influence is limited.
They’re = kurz für they are
Beispiel: They’re tired of being ignored. - Information vs. informations
Es gibt im Englischen Substantive, die unzählbar sind. Beispielsweise bei folgenden Wörtern wird unter keinen Umständen ein Plural-s verwendet: advice, evidence, information, knowledge, money, music, news, proof, research - Tough, through, thorough, (al)though, enough
Diese Wörter können Augenkrebs verursachen! Darum im Zweifel nochmal nachschlagen, was diese Wörter genau bedeuten und wie man sie genau schreibt. - „Miss“, „Mrs“ oder „Ms“?
„Miss“ bedeutet Fräulein und ist mittlerweile ein No-Go. „Mrs“ bedeutet, dass es sich um eine verheiratete Frau handelt. Auf der sicheren Seite bist du immer mit dem neutralen und politisch korrekten „Ms“ (britisch ohne Punkt) oder „Ms.“ (amerikanisch mit Punkt) – es sei denn du meinst einen Mann! Beispiel: I would like to thank Ms Erika Mustermann for her valuable support. (ausführliche Infos dazu: Mrs., Miss., Ms.?!) - „These data are …“ oder „This data is …“?
Was ist richtig? Finde es hier heraus!
Wir alle lieben Gratis-Online-Content. Aber wenn du gewillt bist, fünf Euro auszugeben, dann leg dir doch folgende praktische Übersicht von Pons zu: „Typische Fehler auf einen Blick – Englisch“
Fazit
Ich weiß, das mit der englischen Sprache ist nicht immer so easy. Aber mit den Tipps und Hinweisen aus diesem Artikel gelingt es dir, viele unnötige Fehler in deiner englischen Abschlussarbeit zu vermeiden.
Und, wenn die Zeit drängt, dann konzentriere dich zumindest auf die Table of Contents, Introduction und Conclusions. Diese drei Teile deiner Arbeit wird dein Betreuer in der Regel als Erstes unter die Lupe nehmen. Wenn du hier einen guten ersten Eindruck machst, bist du deiner guten Note schon ein Stück näher!
Ich hoffe, die Checkliste ist dir eine Hilfe. So, und jetzt ran an die Arbeit – und viel Erfolg!
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