„Hey, Übersetzer! Wozu brauchen wir dich noch?“
Texte selbst übersetzen? Ob und wann das eine gute Idee ist, verrät unsere Checkliste.
Viele Berufstätige müssen hin und wieder eine E-Mail oder ein Dokument in einer Fremdsprache verfassen. Vielleicht steht bei Ihnen sogar ein mehrsprachiger Webseiten-Relaunch an oder Sie bereiten gerade eine zig-seitige Powerpoint vor und der Vortrag muss auf Englisch gehalten werden. Wie entscheiden Sie nun, wann Sie selber Hand anlegen und wann Sie einen professionellen Übersetzer beauftragen – gerade wo es doch heute so tolle Online-Tools für Übersetzungen gibt?!
Manchmal liegt diese Entscheidung auf der Hand (sollte man meinen), manchmal macht einem das Budget einen Strich durch die Rechnung – und manchmal gibt es einen goldenen Mittelweg.
Als Entscheidungshilfe haben wir Ihnen folgende Checkliste zusammengestellt.
Checkliste: Selbst übersetzen vs. Auftragsübersetzung
Wenn Sie die Zielsprache sehr gut beherrschen, gibt es durchaus Texte, für die Sie keinen Profi brauchen. Hierzu zählen Texte,
- die nur intern verwendet werden,
- die nicht öffentlich publiziert werden,
- mit denen keine Marketingwirkung erzielt werden soll,
- bei denen der Leser keine Perfektion erwartet.
Textsorten/Beispiele:
- E-Mails und tägliche Geschäftskorrespondenz
Klar gibt es auch hier Ausnahmen, aber bei E-Mails können Sie wirklich nicht jedes Mal eine Übersetzerin bemühen. Es ist insbesondere dann nicht erforderlich, wenn Sie sich beispielsweise auf Englisch mit einem Geschäftspartner austauschen, dessen Muttersprache ebenfalls nicht Englisch ist. In dieser Korrespondenz wird es selten um sprachliche Finessen gehen. - (Powerpoint)-Präsentationen
Es ist meist nicht praktikabel oder bezahlbar, jede Präsentation in einer Fremdsprache vom Fachmann/von der Fachfrau übersetzen oder korrigieren zu lassen. Ein Profi ist aber dann empfehlenswert, wenn beim Vortrag viel auf dem Spiel steht (etwa bei einem Pitch, Vortrag vor dem Vorstand, Keynote oder sonstigem Auftritt bei einer größeren externen Veranstaltung). Auch alles, was an einen größeren Kreis versendet, zum Download bereitgestellt oder mitgegeben wird (z. B. Handout), sollte von einem Muttersprachler zumindest lektoriert werden. - Social Media
Bei kleineren Textpassagen, einzelnen Sätzen und Hinweisen, etwa für LinkedIn oder XING – in Ausnahmen sogar auf der Firmenwebseite –, können Sie das Übersetzen heute dank einiger kostenloser Online-Tools leichter denn je selbst übernehmen. Doch hierbei sollten Sie sich stets an das Vier-Augen-Prinzip halten und vor Veröffentlichung jemanden (intern oder extern) gegenlesen lassen! - Bewerbungsunterlagen (CV)
Mit ausreichend Zeit und Liebesmüh können Sie einen Lebenslauf möglicherweise selber übersetzen. Ein Anschreiben in einer Fremdsprache zu formulieren, ist jedoch sehr anspruchsvoll. Wenn die Fremdsprachen-Skills Teil der Stellenanforderung sind, sollten Sie zumindest einen Lektor beauftragen, der Ihre Vor-Übersetzung prüft und optimiert. Oder Sie geben es von vornherein an einen Übersetzer ab.
- Wenn Sie oder Personen in Ihrem Team die dazu nötigen Sprachkenntnisse UND ausreichend Zeit zur Verfügung haben.
- Wenn Sie schlicht kein Budget für eine Profiübersetzung haben, bleibt Ihnen eh nichts anderes übrig, als selbst Hand anzulegen.
Bei folgenden Textsorten können Sie durchaus gute Resultate erzielen und gleichzeitig Kosten sparen, indem Sie selber eine Vor-Übersetzung anfertigen und diese anschließend lektorieren lassen:
- Wichtige E-Mails
- Wichtige Präsentationen
- Wichtige Social-Media-Posts für die Firma
- News und Updates auf der Firmen-Webseite
- Abstracts und wissenschaftliche Publikationen
- Produktkataloge
- Wenn Sie oder ihre Kollegen die Fremdsprache nicht gut genug beherrschen.
- Wenn Sie unter Zeitdruck stehen und es schnell gehen soll.
- Wenn es um Texte geht, mit denen Sie Image aufbauen wollen und die von Muttersprachlern gelesen werden.
Dies gilt beispielsweise für:
- Internationale Pressemitteilungen
- Geschäftsberichte
- Magazine (z. B. Mitarbeiter- oder Kundenmagazine)
- Broschüren und Werbematerialien
- Webseiten und alle Marketingtexte
- Texte, für die komplexes Fachwissen und Terminologie benötigt werden, wie etwa Rechtstexte, medizinische Texte etc.
- Bewerbungsunterlagen – vor allem, wenn es „um die Wurst geht“ oder um eine wichtige internationale Position
Ob Sie sich schon zur Zusammenarbeit mit einem Experten entschieden haben oder noch unsicher sind, ob Sie externe Unterstützung benötigen – scheuen Sie sich nicht, Kontakt aufzunehmen.
Falls Sie einen Profi beauftragen möchten
Nun zu den Fällen, bei denen die eigenen Kenntnisse trotz Unterstützung von Google Translate & Co. unzureichend sind und Übersetzer aus Fleisch und Blut benötigt werden.
Wenn Sie einen Berufsübersetzer suchen, der perfekt zu Ihnen und Ihren Bedürfnissen passen soll, so werden Sie schnell merken, dass das ohne Empfehlungen gar nicht so einfach ist.
Die Berufsbezeichnung „Übersetzer*in“ ist nicht geschützt. Das bedeutet, Sie werden „da draußen“ die komplette Bandbreite finden: top aus- und weitergebildete Expert*innen ihres Fachs, mal mehr, mal weniger talentierte Quereinsteiger, alte Hasen sowie Laiendarsteller.
Anhaltspunkte zum Identifizieren eines fähigen und geeigneten Übersetzers
- Entsprechende Ausbildung bzw. entsprechendes Studium und/oder relevante Berufserfahrung
- Glaubwürdige Referenzen
- Fachkenntnisse, die zum Thema Ihrer Publikation passen – etwa erlangt durch Weiterbildungen oder einschlägige Berufserfahrung
- Bewertungen und Kundenstimmen
- Das Muttersprachenprinzip* (Übersetzungen werden nur in die Muttersprache angeboten)
- Mitgliedschaft in einem Berufsverband oder einem professionellen Netzwerk wie Language Boutique. Zur dortigen Aufnahme haben die zugehörigen Übersetzer*innen bereits Ihre fachliche Kompetenz belegen müssen.
Übrigens: Nur in der direkten Zusammenarbeit mit einem selbstständigen Übersetzer kann man im Detail nachsehen, ob diese Kriterien erfüllt sind (klicken Sie hier, um meine Vita aufzurufen). Bei Auftragsvergabe an eine Agentur läuft die Abwicklung hingegen über Projektmanager – man weiß dort letztlich nicht, welcher Sprachdienstleister an seinen Texten sitzt, und es bleibt unüberprüfbar, wie qualifiziert die Person ist und welche Muttersprache sie hat. Deshalb ist es in dem Fall umso wichtiger, eine seriöse Agentur zu wählen, der man vertrauen kann (wie man eine solche findet, ist wiederum Stoff für einen eigenen Artikel).
*Übersetzungen nur in die Muttersprache
Zu jenen wichtigen Kriterien gehört auch, dass ein guter Übersetzer ausschließlich in seine Muttersprache übersetzt. Wie jetzt? Wieso denn nur in die Muttersprache? Wozu lernt jemand intensiv Sprachen, wenn er dann nur in die eigene Sprache übersetzt?
Nun, jede gute Übersetzung ist in erster Linie ein guter Text. Und richtig gute Texte kann man nur oder zumindest am allerbesten in der eigenen Sprache – der Denk- und Herzenssprache – schreiben. Selbst das fällt nicht immer leicht. So viele Nuancen machen den Unterschied zwischen einem Text und einem guten Text, und so viele sprachliche Feinheiten gilt es im Ausgangstext zu erkennen. Die Kunst besteht darin, diese so in die Zielsprache zu übertragen, dass Leser*innen nicht merken, dass sie eine Übersetzung vor sich haben, und dass keine Missverständnisse aufkommen oder sogar Informationen verlorengehen.
Wählen Sie also einen in der Muttersprache arbeitenden Sprachdienstleister, um sicherzustellen, dass sich Ihre Kunden verstanden und ernstgenommen fühlen. Denn schließlich würden Sie im Deutschen auch keine schlecht geschriebenen Texte für Ihre Website, Ihre Druckerzeugnisse oder Social-Media-Kampagnen akzeptieren, sondern im Zweifelsfall lieber einen professionellen Texter beauftragen.
Last but not least: das Lektorat!
Professionelle Übersetzungen sollten vor ihrer Veröffentlichung übrigens immer Korrektur gelesen werden (das sogenannte Korrektorat). Dies gilt umso mehr für Eigenanfertigungen.
Wenn zudem nicht nur Orthographie und Grammatik tadellos sein müssen, sondern auch sprachliche Feinheiten, Stil und Ausdrucksweise sitzen sollen, dann kommen Sie nicht um ein Lektorat herum, das von einem Muttersprachler mit Fach- und Sachverstand durchgeführt wird.
Fazit
- Beauftragen Sie immer dann eine professionelle Übersetzerin oder einen professionellen Übersetzer, wenn Sie wirklich sichergehen möchten/müssen, dass Ihre Inhalte genauso bei den Leser*innen in der Zielsprache ankommen, wie Sie es beabsichtigen.
- Übersetzen Sie selbst oder nutzen Sie kostenlose Übersetzungstools, wenn Stil, sprachliche Feinheiten und Anpassungen an das Land der Zielsprache keine wesentliche Rolle spielen.
- Ihr Budget ist limitiert, aber Sie können sich trotzdem keine peinlichen Fehler oder grobe stilistische Fehltritte erlauben? Wenn Sie oder jemand aus Ihrem Team das entsprechende Fremdspachvermögen sowie zeitliche Kapazitäten hat, dann fertigen Sie so gut es geht eine Vor-Übersetzung an und lassen diese dann von einem erfahrenen, muttersprachlichen Lektor „geradeziehen“.
Sie haben weitere Fragen zu diesem Thema oder suchen konkret einen erfahrenen Übersetzer? Zögern Sie nicht, Kontakt aufzunehmen. Ich berate Sie gerne kostenlos und unverbindlich.
Robert Kinsella
Übersetzung, Lektorat & Korrektorat, Bewerbungstraining, Medientraining
Muttersprachen: Englisch, Spanisch
Weitere Arbeitssprachen: Deutsch, Spanisch, Portugiesisch
E-Mail: kinsella@language-boutique.de
Telefon: +49 228 390 92 32
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