In regelmäßig unregelmäßigen Abständen bieten wir Ihnen hier interessante Beiträge rund um das Thema „Sprachen“ an und informieren Sie über andere Neuigkeiten aus dem Language-Boutique-Netzwerk.
Kostenlose „Online-Übersetzer“
Wie und in welchen Fällen Sie mit Gratis-Tools brauchbare Übersetzungen anfertigen
Sie wollen selber übersetzen oder vor-übersetzen? Sie nutzen sicher schon LEO und Google Translate. Aber kennen Sie schon Linguee und DeepL – die Erfolgsgeschichte made in Germany?
Hier ein kurzer Überblick über einige hilfreiche Gratis-Tools, auf die übrigens auch Berufsübersetzer punktuell zurückgreifen.
Kostenlose Online-Übersetzer: Stärken und Schwächen
Das Übersetzungstool des Internetgiganten hat seit seiner Einführung im Jahr 2006 eine beachtliche Entwicklung hingelegt. Mittlerweile können ganze Websites, Dokumente und sogar fotografierte Texte von/in über 100 andere Sprachen übertragen werden.
Um einen fremdsprachigen Text auf die Schnelle verstehen zu können, kann der Online-Dienst ohne Frage sehr hilfreich sein. Doch sobald es um fachspezifische Inhalte, Wortspiele und stilistisch anspruchsvollere Texte geht, kommt Google nach wie vor schnell an seine Grenzen.
Ganz ähnlich wie der Übersetzer von Google funktioniert der kostenlose Online-Übersetzer für Bing, der vom „Microsoft Translator“ angetrieben wird und rund 70 Sprachen unterstützt.
Aus den riesigen Datenbeständen von Linguee (siehe weiter unten) hervorgegangen, steht seit 2017 der maschinelle Online-Übersetzungsdienst DeepL bereit. Bis zu 5.000 Zeichen am Stück können Sie kostenlos von und in knapp über zehn Sprachen übersetzen.
DeepL (hier anhören, wie „DeepL“ richtig ausgesprochen wird) erzielt überraschend gute Ergebnisse und hat weniger Syntax- und Grammatik-Schwächen als die Konkurrenz-Dienste von Google und Microsoft. Auf jeden Fall unser Favorit unter den Online-Übersetzungs-Tools!
LEO ist genau genommen kein Übersetzungstool, sondern ein Online-Wörterbuch für derzeit neun Sprachkombinationen.
Hervorzuheben ist jedoch das „Community-Prinzip“: Im Sprach-Forum, unterhalb der Wörterbucheinträge, können Nutzer Fragen stellen und beantworten sowie neue Vokabeln einbringen und auf fehlerhafte Einträge im Wörterbuch hinweisen. In vielen Fällen erhält man so weitere brauchbare Hinweise dazu, wie bestimmte Ausdrücke in verschiedenen fremdsprachlichen Kontexten verwendet werden.
25 Sprachen deckt Web-Wörterbuch/Translation-Memory-Datenbank Linguee ab – allerdings stehen manche Sprachkombinationen nur eingeschränkt zur Verfügung.
Das Besondere: Linguees Wörterbuch ist verknüpft mit einer riesigen Datenbank, die einem nicht nur zu einem bestimmten Wort, sondern auch zu ganzen Phrasen zahllose Beispiele zweisprachiger/übersetzter Satzpaare präsentiert. Die Beispiele stammen größtenteils von mehrsprachigen Webseiten (hinter deren Übersetzung wohl meist menschliche Übersetzer stecken).
Diese Gegenüberstellung kann beim Anfertigen von Übersetzungen tatsächlich eine große Hilfe sein. So bekommt man durch die zahllosen Übersetzungsbeispiele „aus dem echten Leben“ eher ein Gespür dafür, wie (und wie häufig) ein Wort, ein Ausdruck oder gar eine ganze Redewendung in verschiedenen Kontexten verwendet wird.
Verlassen Sie sich nicht hundertprozentig auf die kostenlosen Übersetzungsroboter, wenn das Ergebnis sitzen muss. Zwar haben diese sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt und liefern für bestimmte Anwendungsfälle oft erstaunlich gute Ergebnisse. Doch längere Texte/Textabschnitte, die Sie mithilfe von DeepL (unserer Meinung nach das stärkste Tool), Google oder Bing übersetzt haben, werden Sie immer nacharbeiten müssen beziehungsweise sollten lektoriert werden.
Unser Tipp
Mithilfe von Online-Tools herausfinden, welcher Übersetzungsvorschlag der beste in Ihrem Kontext ist
Kennen Sie das: Sie haben im Online-Wörterbuch „Leo“ nachgeschlagen, wie ein Wort/Ausdruck übersetzt wird und erhalten eine lange Liste an potenziellen Begriffen? Gerade, wenn Sie sich unsicher sind, welches beziehungsweise ob ein Wort oder insbesondere eine ganze Phrase im gewünschten Kontext in der Fremdsprache so wirklich verwendet wird, kann ein kleiner Trick helfen:
Geben Sie den betreffenden übersetzten Passus zuerst in Linguee und danach in Anführungszeichen in die Google-Suche ein. Schauen Sie dann anhand der Ergebnisse, ob und wie häufig die Satzkonstruktion so auf ausländischen Seiten in der jeweiligen Landessprache verwendet wird. Wenn Sie nichts oder nur eine Handvoll Treffer finden (oder nur Treffer auf Seiten aus Deutschland), dann suchen Sie lieber nach einer anderen Formulierung und wiederholen das Prozedere.
Hört sich kompliziert an? Ist es aber nicht. Nachfolgend beispielhaft eine deutsche Phrase, die auf Englisch knifflig zu übersetzen ist.
Vorgehensweise am Beispiel „Kurzarbeit“ (auf Englisch)
„Kurzarbeit“ heißt auf Englisch „short-time work“. Aber wie übersetzt man beispielsweise „Kurzarbeit anordnen“?
Schritt eins – die Phrase bei Linguee eingeben
Die Wörterbuchfunktion hilft erstmal nicht weiter. Aber weiter unten, bei den Satzpaaren (DE/EN) findet man Beispiele, bei denen im Deutschen genau „Kurzarbeit anordnen“ vorkommt. Von den englischen Beispielen macht das Ergebnis „had to introduce short-time work“) einen guten ersten Eindruck. Jetzt überprüfen wir mithilfe von Google, ob „introduce short-time work“ auf US-amerikanischen oder britischen Webseiten tatsächlich geläufig ist.
Schritt zwei – Überprüfung mit Google
Geben Sie „introduce short-time work“ (oder „introduced short-time work“, oder „introducing short-time work“) in Anführungszeichen in die Google-Suche ein und setzen Sie die „Regionseinstellungen“ (>> Einstellungen >> Sucheinstellungen >> Regionseinstellngen – s. Screenshot) auf „Vereinigte Staaten“ oder „Vereinigtes Königreich“.
So erhalten Sie sicher Treffer aus dem englischsprachigen Raum, statt hauptsächlich Treffer deutscher Unternehmen mit (womöglich schlecht) übersetzen englischen Texten. Achten Sie nicht nur darauf, wie viele Treffer Sie erhalten, sondern auch darauf, ob die Seite sprachlich „vertrauenswürdig“ ist. Ideal sind natürlich Treffer von britischen oder US-amerikanischen Firmen – oder noch besser: von englischsprachigen Publikationen. Wenn Sie beispielsweise einen Treffer finden, in dem „The Guardian“ oder „The New York Times“ die Phrase „introduce short-time work“ verwendet, können Sie davon ausgehen, dass der Ausdruck so tatsächlich von Native Speakern verwendet wird.
Überprüfen Sie dann gerne noch alternative Formulierungen. Um bei diesem Beispiel zu bleiben: Wenn Sie etwa nach „arrange short-time work“ oder „order short-time work“ googeln, werden Sie sehen, dass es nur sehr wenige Treffer dazu gibt, die zudem hauptsächlich von den englischsprachigen Seiten deutscher Unternehmen stammen. Indizien, die darauf deuten, dass diese Ausdrücke unter Englisch-Muttersprachlern so wohl eher nicht geläufig sind.
Gerade bei Eigenübersetzungen nicht zu unterschätzen: das Lektorat!
Professionelle Übersetzungen sollten vor ihrer Veröffentlichung übrigens immer Korrektur gelesen werden. Dies gilt umso mehr für Eigenanfertigungen sowie für Texte aus der „Übersetzungsmaschine“. So gut die Tools auch sind – und sie werden immer besser –, es schleichen sich an vielen Stellen Fehler ein, die man nur von Hand korrigieren kann. Insbesondere sprachliche Feinheiten, die nur ein Muttersprachler erkennt, sind der Maschine schwer beizubringen. Gleiches gilt für Stil und Ausdrucksweise, für Redewendungen und Sprachklang, die für eine Sprache und ein Land typisch sind.
Bei werblichen Texten ist außerdem oft nicht nur eine Übertragung in die Zielsprache gefragt. Vielmehr ist eine Adaption an die Zielmärkte erforderlich, was man dann „Transkreation“ nennt. Es kann durchaus sein, dass nach der Übersetzung etwas ganz anderes in der Unternehmensbroschüre, der Werbeanzeige oder der Stellenausschreibung steht als im Ursprungstext. Sicher ist aber, dass bei einer professionellen Übersetzung genau das dort steht, was im Land der Zielsprache so verstanden wird, wie es ursprünglich beabsichtigt war.
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Wir sind jedoch hervorragend mit vielen weiteren Kolleg:innen aus verschiedensten Bereichen vernetzt – unter anderem durch Mitgliedschaften in zahlreichen Fach- und Berufsverbänden. Sehr gerne helfen wir Ihnen unentgeltlich dabei, eine:n passende:n Dienstleister:in für Sie zu finden.
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